Niedrigsichtverfahren (LVP)

Updated at: 2025-12-01 11:21
radiorunwayprocedures
Low-Visibility Procedures (LVP) sind spezielle Maßnahmen des Flughafens und der Flugsicherung, die aktiviert werden, wenn die Sichtweite oder die Wolkenuntergrenze unter definierte Grenzwerte fällt, wodurch Flugzeuge auch bei Nebel, starkem Regen, Schnee oder niedrigen Wolken sicher weiterfliegen können.<\/b>

1. Definition der Niedrig-Sicht-Verfahren (LVP)

Low-Visibility Procedures (LVP) sind standardisierte Flughafen- und Flugsicherungsverfahren (ATC), die angewendet werden, wenn die Sichtweite auf der Landebahn (Runway Visual Range, RVR) oder die Wolkenuntergrenze unter vorgegebene Schwellenwerte fallen. Sie sind in der Luftfahrthandbuchpublikation (AIP) für jeden Flugplatz veröffentlicht und beschreiben, wie Bodenbewegungen, Anflüge, Landungen und Abflüge bei schlechten Sichtverhältnissen kontrolliert werden.
In der Praxis verändern LVP die Nutzung des Flughafens: Rollwege werden eingeschränkt, der Schutz der Start- und Landebahn wird strenger, Beleuchtungsmuster können sich ändern und der Abstand zwischen den Flugzeugen wird vergrößert. Für Piloten betreffen LVP hauptsächlich die Rollanweisungen, Anflugminima und die Notwendigkeit einer präzisen Einhaltung von Freigaben und Haltelinien (rote Lichter über den Rollwegen).
LVP sind üblicherweise mit Instrumentenlandesystem-(ILS-)Kategorien verbunden, wie Kategorie II (CAT II) und Kategorie III (CAT III), die Anflüge und Landungen mit sehr niedrigen Entscheidungshöhen und RVR-Werten ermöglichen.

2. Zweck der Verfahren bei geringer Sicht

Der Hauptzweck der Low-Visibility Procedures besteht darin, die Sicherheit bei eingeschränkter Sicht zu gewährleisten und gleichzeitig einen kontrollierten Verkehrsfluss zu ermöglichen. Ohne LVP müssten Flughäfen bei Nebel, starkem Niederschlag oder sehr niedrigen Wolkenuntergrenzen häufig schließen oder den Betrieb erheblich einschränken.
Die Hauptziele von LVP sind:
  • Protect the runway and ILS sensitive areas so that landing and departing aircraft receive an undisturbed radio signal.
  • Prevent runway incursions by using stop bars, tighter ATC control, and simplified taxi routes.
  • Reduce the risk of ground collisions between aircraft and vehicles when visibility on taxiways and aprons is poor.
  • Ensure consistent pilot and controller actions through pre-published, standardized procedures.
Für einen Flugschüler ist die zentrale Idee, dass LVP eine zusätzliche Sicherheitspufferzone schaffen: Alle befolgen strengere Regeln, damit Flugzeuge trotz eingeschränkter Sicht noch sicher starten, landen und rollen können.

3. Verwendung von LVP in der Luftfahrt

3.1 Wenn LVP aktiviert sind

Flughäfen aktivieren Verfahren bei geringer Sichtweite, wenn die gemessene Sichtweite oder die Wolkenuntergrenze bestimmte Auslösewerte erreicht. Diese Werte werden für jeden Flugplatz veröffentlicht, umfassen aber üblicherweise:
  • Runway Visual Range (RVR) falls below a set value, for example 600 m or 550 m, depending on the airport.
  • Cloud base (ceiling) drops below a defined height, especially for precision approaches.
  • Forecast conditions indicate that low visibility will occur shortly, so the airport prepares in advance.
Der Tower- oder Anfluglotse wird normalerweise LVP in Kraft über den Automatic Terminal Information Service (ATIS) bekannt geben und kann die Piloten per Funk daran erinnern, zum Beispiel: „Low-Visibility Procedures in operation.“

3.2 Wie LVP die Flugsicherung beeinflussen

Wenn LVP in Kraft sind, wenden Fluglotsen strengere Regeln an, um Flugzeuge zu schützen und einen sicheren Abstand zu gewährleisten. Typische Änderungen umfassen:
  • Runway protection: No aircraft or vehicle is allowed to enter the runway or ILS critical area without explicit clearance. Controllers avoid issuing line-up clearances too early.
  • Use of stop bars: Red stop-bar lights at runway holding points remain on and are only switched off when ATC clears an aircraft to cross or enter the runway.
  • Increased spacing: Arrival and departure spacing may be increased to allow more time for vacating the runway and for radar identification.
  • Reduced taxi complexity: Controllers may use simpler, shorter taxi routes and restrict certain taxiways to avoid confusion.
Für den Flugschüler bedeutet dies, dass Sie sehr präzise Rollfreigaben, mehr Halteanweisungen und die Verpflichtung, an beleuchteten Haltebalken anzuhalten, erwarten sollten, es sei denn, die Flugsicherung gibt Ihnen ausdrücklich die Freigabe zum Weiterrollen und der Haltebalken ist ausgeschaltet.

3.3 Wie LVP Piloten beeinflussen

Piloten müssen sowohl die Flugplanung als auch die Cockpit-Verfahren anpassen, wenn LVP in Kraft sind. Die Haupteffekte sind:
  • Approach minima: Only aircraft and crews approved for low-visibility operations (e.g. CAT II or CAT III) can land when RVR is very low. Others must divert or hold until conditions improve.
  • Taxi discipline: Pilots must taxi slowly, follow the cleared route exactly, and stop at all stop bars and holding points unless cleared otherwise.
  • Checklists and briefings: Additional or extended briefings are required for low-visibility take-offs and approaches, including go-around and missed approach planning.
  • Lighting and equipment: Use of all available external lights, anti-collision lights, and internal aids such as moving maps or surface radar displays, if installed.
Schülerpiloten, die auf kleineren, nicht-präzisen Flugplätzen operieren, sehen möglicherweise keine vollständigen LVP-Systeme, aber dieselben Prinzipien gelten: strengere Kontrolle des Rollweges zum Start- und Landebahnzugang, vorsichtiges Rollen und Einhaltung höherer Anflugminima bei schlechter Sicht.

4. Operative Überlegungen für Flugschüler

4.1 Flugvorbereitung und Einweisung

Bevor Sie zu einem Flugplatz fliegen oder von dort starten, an dem Low-Visibility Procedures (LVP) angewendet werden können, sollten sich Piloten auf die Möglichkeit vorbereiten, dass LVP bei Ankunft oder Abflug in Kraft sein wird.
Wichtige Schritte der Flugvorbereitung umfassen:
  1. Check weather forecasts and reports (METAR, TAF, trend forecasts) for visibility, RVR, and cloud base.
  2. Review the aerodrome chart and AIP for LVP information, including ILS categories, taxiway restrictions, and holding points.
  3. Confirm your aircraft and pilot privileges, including whether you are allowed to conduct instrument approaches and under which minima.
  4. Plan alternates with better forecast visibility, especially if your destination often experiences fog.
  5. Brief passengers that delays, holds, or diversions are more likely in low visibility.
In einer Trainingsumgebung nutzen Ausbilder häufig potenzielle LVP-Bedingungen als Lehrmöglichkeit, um Entscheidungsfindung, Umleitungsplanung und konservative Wetterminima zu üben.

4.2 Rollen während LVP

Das Rollen am Boden ist eine der risikoreichsten Phasen bei schlechter Sicht. Flugschüler müssen besonders vorsichtig sein, um Landebahnüberschreitungen und Abweichungen von den Rollwegen zu vermeiden.
Empfohlene Rollverfahren bei LVP oder sehr schlechter Sicht sind:
  1. Obtain and write down the full taxi clearance before moving. Clarify any unclear instruction immediately.
  2. Use all available charts, including an airport diagram, and orient it correctly with the aircraft heading.
  3. Taxi slowly, allowing time to identify signs, lights, and markings. Adjust speed to the actual visibility.
  4. Follow centerline lights or markings if available, especially on main taxiways.
  5. Stop at every lit stop bar or holding point unless ATC has specifically cleared you to cross and the stop bar is extinguished.
  6. Cross-check outside references with instruments such as heading, GPS ground track, or a moving map, if installed.
  7. If in doubt, stop and ask ATC for clarification or progressive taxi instructions.
Progressive Rollanweisungen bedeuten, dass die Flugsicherung Ihnen schrittweise Anweisungen gibt, zum Beispiel: „Rollen Sie geradeaus, dann rechts auf Alpha, ich werde Ihre nächste Abbiegung ansagen.“ Dies ist besonders nützlich für Piloten, die mit dem Layout des Flugplatzes nicht vertraut sind.

4.3 Anflüge und Landungen bei schlechter Sicht

Anflüge unter LVP-Bedingungen erfordern strikte Einhaltung der veröffentlichten Mindestwerte und der Durchstartverfahren. Flugschüler operieren in der Regel unter Sichtflugregeln (VFR) oder mit einfachen Instrumentenprivilegien und sollten keine Anflüge bei schlechter Sicht durchführen, die über ihre Ausbildung und Lizenzierung hinausgehen.
Wichtige Überlegungen beim Anflug bei schlechter Sicht sind:
  1. Know your minima: Identify decision altitude/height (DA/DH) or minimum descent altitude (MDA) and required visibility before starting the approach.
  2. Stabilize early: Ensure the aircraft is fully configured, on speed, and on the correct vertical and lateral path well before minima.
  3. Use all available aids: ILS, VOR, GPS, approach lights, and PAPI/VASI should all be used to confirm position.
  4. Apply a clear go-around policy: If you do not see the required visual references at or before minima, execute a missed approach without hesitation.
  5. After landing: Vacate the runway as instructed, then stop and confirm taxi instructions if unsure about the route in low visibility.
An einigen großen Flugplätzen werden automatische Landungen (Autoland) von entsprechend ausgerüsteten Flugzeugen und geschulten Besatzungen unter CAT III-Bedingungen durchgeführt. Flugschüler in Leichtflugzeugen sind normalerweise nicht an diesen Operationen beteiligt, sollten jedoch verstehen, dass Verkehrsflüsse und Warteschleifen durch solche Operationen beeinflusst werden können.

4.4 Starts bei schlechter Sicht

Start bei schlechter Sicht unterliegen Mindest-RVR-Anforderungen und erfordern oft zusätzliche Ausrüstung wie Pistenmittellinienbeleuchtung, hochintensive Pistenrandbeleuchtung und spezielle Flugzeuginstrumente. Für Flugschüler sollte der Fokus auf vorsichtiger Entscheidungsfindung und dem Verbleib deutlich über den absoluten Mindestwerten liegen.
Typische Überlegungen für Starts bei schlechter Sicht:
  1. Check take-off minima: Confirm that reported RVR or visibility meets or exceeds the published minima for your runway and aircraft type.
  2. Use the correct runway: LVP may limit departures to a specific runway equipped for low-visibility operations.
  3. Align carefully: Use centerline lights or markings to ensure correct runway alignment before applying take-off power.
  4. Maintain centerline: Use visual cues and, if available, instruments such as heading indicator and flight director to stay on the centerline during the take-off roll.
  5. Be prepared to reject: In case of doubt about runway alignment, instrument indications, or aircraft performance, be ready to reject the take-off while there is sufficient runway remaining.

5. Beispiele für Verfahren bei geringer Sicht in der Praxis

Kurze, realistische Beispiele können Ihnen helfen zu verstehen, wie Low-Visibility Procedures den täglichen Flugbetrieb beeinflussen.

5.1 Beispiel: LVP-Ankunft an einem großen Flughafen

Eine instrumentenberechtigte Besatzung kommt bei Nebel an einem großen internationalen Flughafen an. Der ATIS meldet: „Low-Visibility Procedures in Betrieb. ILS CAT III verfügbar auf Bahn 26.“ Das Flugzeug führt einen ILS CAT III-Anflug mit Autoland durch. Nach der Landung verlässt die Besatzung die Landebahn und hält an der ersten Rollbahn-Stoppbarriere an. Die Bodenverkehrskontrolle gibt anschließend eine genaue Rollanweisung, und die Stoppbarriere wird erst ausgeschaltet, wenn es sicher ist, weiterzufahren.

5.2 Beispiel: Umleitung eines Flugschülers aufgrund von LVP

Ein Schülerpilot auf einem Überlandflug unter Sichtflugregeln plant, auf einem Flugplatz zu landen, an dem morgens häufig Nebel herrscht. Unterwegs hört der Pilot im Funk, dass Verfahren bei geringer Sichtweite in Kraft sind und nur Instrumentenanflüge akzeptiert werden. Die Sichtweite liegt unter den persönlichen VFR-Mindestwerten des Piloten. Der Schülerpilot entscheidet sich, zum geplanten Ausweichflugplatz mit besserer Sichtweite umzuleiten, was eine korrekte Entscheidungsfindung bei schlechten Sichtverhältnissen zeigt.

5.3 Beispiel: Progressive Rollfahrt bei schlechter Sicht

An einem Regionalflughafen mit aktiven LVP fordert ein Pilot, der mit dem Flugplatz nicht vertraut ist, nach der Landung vom Bodenlotsen eine schrittweise Rollanweisung an. Die Flugsicherung antwortet mit kurzen, schrittweisen Rollanweisungen und bestätigt jede Abbiegung. Der Pilot folgt den Mittellinienlichtern, hält an jedem Haltepunkt an und liest jede Anweisung zurück, wodurch das Risiko verringert wird, sich zu verirren oder versehentlich auf die Start- und Landebahn zu gelangen.

6. Zusammenfassung für Flugschüler

Low-Visibility Procedures (LVP) sind eine Reihe von Flughafen- und ATC-Maßnahmen, die den Betrieb bei sehr schlechter Sicht oder niedriger Wolkenuntergrenze sicher machen. Sie verschärfen die Kontrolle der Nutzung von Start- und Landebahnen sowie Rollwegen, schützen empfindliche Navigationsgeräte und legen klare Regeln für Anflüge und Abflüge fest.
Für Flugschüler sind die wichtigsten Punkte: Verstehen, was LVP auf dem ATIS bedeutet, die eigene Lizenz und die Flugzeugbeschränkungen kennen, Ausweichflugplätze planen, langsam und präzise rollen, alle Haltepunkte und Stop-Balken beachten und niemals zögern, die Flugsicherung um Klärung oder schrittweise Rollanweisungen zu bitten. Konservative Entscheidungen bei schlechter Sicht sind ein wesentlicher Bestandteil des sicheren Fliegens.